Territoriale Entwicklung

In der Karolingerzeit war der Königshof Riedfeld mit seinem Herrschaftsbezirk bestimmendes Zentrum, doch zunehmend traten neben der Krone auch zahlreiche edelfreie Geschlechter als Rodungsherren auf. Unabhängig davon, ob die Gründung von Reinhardshofen in königlichem oder adeligem Auftrag stattfand, sind für die weitere Geschichte des Ortes die Burggrafen von Nürnberg maßgeblich. Sie hatten ausgehend von ihrem Machtzentrum, der Anfang des 11. Jahrhunderts als Reichsburg gegründeten Nürnberger Burg, eine erfolgreiche Expansionspolitik in Richtung Westen betrieben. Bereits die Grafen von Raabs, die das Burggrafenamt von 1105 bis zu ihrem Aussterben im Jahr 1190 innehatten, hatten an der oberen Aisch Besitzungen erworben. Allodialerben der Raabs wurden die von Zollern, die 1191/92 auch in den Besitz des alten Königshofes Riedfeld mit der angegliederter Herrschaft kamen (FUCHSHUBER & HELLER 1992: 359). Insbesondere seit der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts gelang es den Zollern, entscheidende Neuerwerbungen zu tätigen und beim ehemaligen Königshof Riedfeld an der wichtigen Furt durch die Aisch die Stadt Neustadt zu gründen, der Stadt, die sich später zu einem regionalen Mittelpunkt ihrer Herrschaft entwickelte. Für Reinhardshofen von Bedeutung war zudem der Erwerb der Burg und Herrschaft Dachsbach, die als alte Besitzungen derer von Bergtheim gelten. Der seit 1129 vielfach verpfändete und befestigte Ort war 1280 über Graf Ludwig von Öttingen an die Nürnberger Burggrafen gelangt und von diesen zu einem Amtssitz ausgebaut worden (NEUDECKER 1972: 82, HOFMANN 1953: 17). Im ältesten Urbar der Burggrafen von etwa 1360 wird Dachsbach als eigenes Amt genannt, zu dem damals auch schon Reinhardshofen gehörte (BACIGALUPO 1984: 24).

 

Seit die Burggrafen im Jahr 1415/17 die Mark Brandenburg und damit die Kurfürstenwürde erhalten hatten und im Jahr 1420 der Nürnberger Stammsitz zerstört sowie 1427 an die Reichsstadt Nürnberg verkauft worden war, bezeichnete man die zollerische Herrschaft als Markgrafschaft. Neustadt an der Aisch und damit auch das Amt Dachsbach mit Reinhardshofen gehörte zum „obergebirgischen“ Teil der Markgrafschaft mit Kulmbach bzw. später mit Bayreuth als Hauptstadt. Naturräumlich schon im Unterland liegend hatte sich in diesen Raum Neustadt an der Aisch als Nebenresidenz etabliert. Ebenso wie die Markgrafschaft Brandenburg-Kulmbach-Bayreuth war der „untergebirgische“ Teil der Markgrafschaft mit der Hauptstadt Ansbach Kernland der fränkischen Hohenzollern geworden. Wenngleich seit 1486 staatsrechtlich geteilt wurden beide Teile immer wieder in Personalunion geführt. Dies war auch im Jahr 1791 der Fall, als Christian Friedrich Karl Alexander zugunsten von Preußen abdankte und somit die markgräfliche Epoche auch für Reinhardshofen endete. Unter dem nun preußischen Landrecht kam es bis 1797 zur Erneuerung der administrativen Strukturen. Der bis dahin bestehende Amtssitz Dachsbach wurde nach Neustadt verlegt bzw. dem dortigen eingegliedert. Der neue Amtssitz Neustadt wurde zum Vorläufer des späteren Landkreises Neustadt an der Aisch (FUCHSHUBER & HELLER 1982: 359ff.).